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Rosarote Nächte oder Tanztee in Gronau ist wie Opernball in Wien

Bergfest bei der Schmalzhafenbühne. Am Sonntag hob sich der Vorhang in der Gronauer Kelter bereits zum 6. Mal in diesem Jahr. Das Lustspiel „Unter Bademänteln. Eine Posse in Plüschpantoffeln“ wird vom Publikum begeistert gefeiert.

 

In Vera Wittstocks turbulentem Lustspiel entspinnt sich ein vergnügliches Liebeskarussell mit kriminalistischer Note. Die kurzweilige Inszenierung von Andreas Büche und das spielfreudige Ensemble sorgen wieder einmal für allerbeste Unterhaltung.

 

Engelbert Vögeles Welt ist so rosa wie seine Schnürsenkel und die Wände im Kurhotel „Zum Rosa Rüssel“. Dort tummeln sich allerlei skurrile Gäste. Eine Gräfin, die inkognito reist, ein zerstrittenes Ehepaar, ein männermordender Vamp, zwei Italiener von der Mafia, und dann wird auch noch ein wertvolles Collier gestohlen. Verwechslung und Verwirrung sind vorprogrammiert. Hotelchef Engelbert bemüht sich redlich, Ordnung ins Chaos zu bringen, doch spätestens beim Tanztee ist er einem Nervenzusammenbruch nahe. Gut, dass Fitnesstrainerin Katrin ihm den Rücken stärkt und der geheimnisvolle Kommissar Bäuerle mit dem erotischen Schnurrbart immer sofort zur Stelle ist, wenn er gebraucht wird.

 

Der gutmütig-naive Bruno, sympathisch dargestellt von Uli Friz - in Bademantel und rosa Plüschpantoffeln -, will sich eigentlich nur erholen, ist aber völlig überfordert von seinem selbsternannten Kurschatten Cornelia und von der Anziehungskraft einiger anderer Damen. Brunos Frau Gertrud wird von Eifersucht geplagt und träumt von liebevoller Zuwendung. Stattdessen muss sie die Gräfin doubeln und als Köder für einen gemeinen Dieb herhalten. Heike Hillebrandt zeigt in der Rolle ihre Wandlungsfähigkeit und berührt besonders mit verletzlichen Momenten. Gaby Reinhold verleiht der Gräfin von Märthesheimer Würde und Eleganz, während sie versucht, in dem Chaos ihr wertvolles Collier und ihre Contenance zu behalten. Als alkoholisierter Vamp Cornelia Längsfeld verkörpert Andrea Beck die Mensch gewordene Versuchung nahezu perfekt und gibt für ihre Rolle - fast - alles.

 

Das kriminelle Mutter-Sohn-Duo Mama und Vincenzo Vitello harmoniert prächtig. Andrea Spieth spielt die resolute Mafia-Mama gewohnt virtuos und glänzt mit fließend italienischem Akzent. Jörg Kohler beeindruckt mit neuen, mutigen Facetten in seinem Spiel und verdreht als attraktiver und eigentlich so gar nicht verbrecherischer Mafioso der hübschen Fitnesstrainerin Katrin den Kopf. Die wird von Jeanine Kircher mit charmanter Leichtigkeit und Frische auf die Bühne gebracht. 

 

Der „quere“ Hotelchef Engelbert Vögele ist eine Paraderolle für Udo Klaudt, und die verkörpert er bis ins Detail. Vom ungewohnten Hochdeutsch und den schneeweißen Zähnen bis hin zum rosa Schlüpfer. Nach 30 Jahren auf der Bühne beherrscht er das Spiel mit dem Publikum souverän. Schwach wird er nur bei dem Wirbelsturm von Lust und Liebe um ihn herum und beim Oberlippenbart des schneidigen Kommissars Josef Bäuerle. Markus Schmid hat als „der schnelle Bulle“ kurze, aber spektakuläre Auftritte und sorgt am Ende für eine faustdicke Überraschung. 

 

In der temporeichen Inszenierung folgen komische Momente oft so schnell aufeinander, dass kaum Zeit bleibt Luft zu holen für den nächsten Lacher. Ein Szenenapplaus jagt den nächsten. Andreas Büche gelingt es, den ausdrucksstarken Charakteren auf der kleinen und liebevoll gestalteten Kelterbühne Raum zu geben und jeden einzelnen glänzen zu lassen. 

 

All das funktioniert natürlich nur mit jeder Menge Unterstützung von freiwilligen Helfern im Hintergrund, angefangen bei der immer zuverlässigen Souffleuse Irmgard Nahnsen, den Teams Maske/Kostüme, Technik, Bühnenbau u.v.m. Die für die Schmalzhafenbühne typische Kombination von Professionalität und Charme spiegelt sich auch im neu gestalteten Außenbereich wider. Der Bühnenbau und das Team Gastro/Bar haben hier ganze Arbeit geleistet, so dass die gut gelaunten Gäste nach der Veranstaltung gerne bleiben und den Abend bei einem erfrischenden Glas „Rosa Rüssel Spritz“ ausklingen lassen. Wie Engelbert Vögele sagt: „Rosa ist eben eine Farbe, die allen gefällt.“

 

Bis kommenden Samstag, 13. Juli, wird sich der Vorhang noch dreimal heben. Und wer das Gronauer Highlight auch in der 44. Saison nicht verpassen will, notiere sich schon jetzt den Termin des Kartenvorverkaufs (erstes Juniwochenende 2025) im Kalender. 

 

Von Annette Weidner

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Di, 09. Juli 2024

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